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Was sind eigentlich Winterreifen?

Es ist schon kurios, es gibt keine gesetzliche Definition von Winterreifen. Der Grund dafür liegt daran, dass es derzeitig noch keine europaweite Testverfahren für „winterliche Bedingungen“ vorgesehen sind. Reifen mit einer M+S-Kennzeichnung, Schneeflockensymbol, Lamellen und spezielle Laufflächenmischung sind Winterreifen.

Die StVO schreibt keinen festen Zeitpunkt für die Winterreifenpflicht vor. Vielmehr ist das Fahren mit einem Kfz laut § 2 Abs. 3a StVO “bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eisglätte oder Reifglätte” nur mit geeigneten Winterreifen erlaubt. Ausschlaggebend sind also die Straßen- und Wetterverhältnisse.

Winterreifen verfügen über eine besondere Gummimischung und eignen sich vor allem bei kalten Temperaturen, bei Fahrten auf Schnee und Wasser. Besonders wichtig für die Eignung eines Reifens, der für winterliche Straßenverhältnisse geeignet ist, ist auch die Profiltiefe. Auch wenn die gesetzliche Mindestprofiltiefe europaweit bei 1,6 Millimetern liegt, raten wir davon ab, Winterreifen bis zur gesetzlichen Mindestprofiltiefe abzufahren. Winterreifen können die Wintertauglichkeit verlieren, wenn die Profiltiefe 4 Millimeter unterschreitet. Das weiß man auch in Österreich, dort ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass ein Reifen, der bei winterlichen Verhältnissen eingesetzt wird, mindestens 4 Millimeter Profiltiefe haben muss.

Warum ist die Profil-Tiefe so wichtig? Zum einen sind die Lamellen, welche auch die Griffkanten des Reifens vergrößern, nicht mehr vollumfänglich vorhanden. In der Folge verliert der Winterreifen mit dem abgefahrenen Profil schneller die Haftung. Auch die Zusammensetzung der Gummimischung ändert sich, je näher man an die Mindestprofiltiefe kommt. Das macht der Reifenhersteller übrigens nicht um die Kunden zu verärgern, sondern um die Fahrstabilität zu erhöhen. Unterhalb der Laufstreifenmischung ist stets eine härtere Gummimischung untergemischt, die dafür sorgt, dass ein stabileres Fahrverhalten realisiert werden kann. Wird dieser Bereich des Reifens erreicht, kann er nicht mehr die kompletten Nässe- und Wintereigenschaften entwickeln. Bei Fahrten auf Nässe schwimmt der Reifen mit abgefahrenen Profil auch schneller auf, durch Aquaplaning kann man schnell den Kontakt zur Fahrbahn verlieren.

Ohne Winterreifen gefahren? Welches Bußgeld droht?

Die Geldstrafe für Fahren ohne Winterreifen – bei winterlichen Straßenverhältnissen – wurde zunächst im Jahr 2014 von 40 Euro auf 60 Euro (ohne Behinderung) erhöht. Sollten andere Fahrteilnehmer behindert worden sein, wurde das Fahren ohne Winterreifen sogar mit einem Bußgeld von 80 Euro geahndet. Im aktuellen Bußgeldkatalog wurden die Bußgelder für die Fahrten ohne Winterreifen noch einmal erhöht:

Wer bei Glatteis oder Schnee, sprich bei winterlichen Verhältnissen, ohne Winterreifen fährt, der darf nun mit einem Bußgeld von 60 Euro zzgl. Bearbeitungsgebühren rechnen. Wurden dabei andere Verkehrsteilnehmer behindert, weil man z. B. stecken geblieben ist und einen Stau verursacht hat, dann sind 80 Euro zzgl. Bearbeitungsgebühren fällig. Hat man dabei auch noch andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr gebracht, erhöht sich das Bußgeld auf 100 Euro und wenn es gekracht hat, dann freut sich nicht nur die Versicherung, sondern auch der eigene Geldbeutel, denn der wird um 120 Euro zzgl. Bearbeitungsgebühr erleichtert.

Geschwindkeitsindex „W“:

Der Geschwindigkeitsindex  gibt in verschlüsselter Form die Reifenhöchstgeschwindigkeit an. Beim Geschwindigkeitsindex  „W“ darf man mit dem Reifen höchstens 270 km/h schnell unterwegs sein.  

Gibt es Punkte für das Fahren ohne Winterreifen?

Kein Autofahrer sammelt gerne Punkte in Flensburg, oder? Wer bei winterlichen Verhältnissen (Glatteis oder Schnee) ohne Winterreifen gefahren ist, der wird stets mit einem Punkt in der Verkehrssünderkartei belohnt. Dabei spielt es keine Rolle, ob man andere Verkehrsteilnehmer behindert, gefährdet oder einen Unfall verursacht hat. Achtung: Wer sein Fahrzeug mit unpassender Bereifung abgestellt hat – also nicht aktiv am Straßenverkehr teilgenommen hat – muss mit keinem Bußgeld und mit keinen Punkten rechnen.

Winterreifenpflicht für LKWs?

Um der in Deutschland geltenden Winterreifenpflicht zu genügen, müssen Nutzfahrzeuge im Güterverkehr künftig mindestens außer an den permanent angetriebenen Achsen auch an den vorderen Lenkachsen mit Winterreifen ausgerüstet sein. Kaum zu glauben, aber die Pflicht wurde erst zum 01.07.2020 eingeführt. Dazu muss man aber wissen, dass Lkw-Reifen aufgrund ihrer Mischungsauslegung eine wesentlich bessere Wintertauglichkeit als Pkw-Sommerreifen aufweisen. Bei normalen winterlichen Bedingungen sorgen neue Reifen bei Lastkraftwagen und Bussen für eine ausreichende Sicherheit. Das liegt auch an dem viel höheren Druck, der auf die Reifenaufstandsfläche ausgeübt wird. Gefahrguttransporte müssen bei Schnee und Eisglätte jegliche Gefährdung für andere Verkehrsteilnehmer ausschließen und den nächsten Parkplatz aufsuchen. Winterreifen für Lkw verfügen ebenfalls über die M&S-Kennung sowie über das Schneeflocken-Symbol.

Ohne Winterreifen mit dem Lkw unterwegs? Wie hoch ist die Strafe?

Wer mit unzulässiger Bereifung bei Glatteis oder Schnee mit dem Lkw unterwegs ist, muss analog zum Pkw mit einem Bußgeld von 60 Euro rechnen. Kleiner Unterschied: Ordnet der Fahrzeughalter, also in der Regel der Inhaber des Transportunternehmens das Fahren mit unzulässiger Bereifung an, dann wird die Strafe auf 75 Euro erhöht. Das wird ebenfalls berechnet, wenn der Fahrzeughalter die Fahrt ohne wintertaugliche Bereifung zugelassen hat.

Gibt es Winterreifen für SUV / Off-Road-Fahrzeuge?

Geländewagen und Sport Utility Vehicles (SUV) sind genauso wie andere Personenkraftwagen auf Winterreifen bzw. auf wintertaugliche Bereifung angewiesen. Auch wenn der oftmals vorhandene Allradantrieb für eine gute Traktion sorgt, sind ohne Winterreifen keine guten Bremsleistungen und keine zuverlässige Lenkkraftübertragung realisierbar. Durch den Allradantrieb ist man oftmals etwas zu schnell unterwegs, weil die Systeme in der Regel keine Probleme mit dem Vortrieb haben, allerdings muss man das höhere Gewicht von Geländewagen und SUV auch spätestens vor der nächsten Kurve wieder einfangen können.

Brauchen Motorräder Winterreifen?

Ja! Auch Motorräder brauchen Winterreifen, zumindest dann, wenn man mit seinem Motorrad bei winterlichen Straßenverhältnissen (Schnee, Schneematsch, Eis) am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen möchte. Ansonsten droht auch hier ein Bußgeld sowie ein Punkt in Flensburg.

Winterreifenplicht in Europa?

Nun ist es in Deutschland ja schon nicht ganz einfach. Sicher fährt man, wenn man von Oktober bis Ostern mit Winterreifen / Allwetterreifen mit entsprechender Kennung unterwegs ist. In vielen europäischen Länder gibt es eine ganze oder teilweise Winter- oder Ganzjahresreifenpflicht. Obacht! Diese Pflichten gelten auch für Urlauber und bei Verstößen drohen im Ausland auch schnell empfindliche Geldbußen, die die Urlaubskasse signifikant schrumpfen lassen kann.

Winterreifen und Blitzeis?

Winterreifen sind bei winterlichen Bedingungen den Sommerreifen überlegen, allerdings können die Reifen a) nicht zaubern und b) auch keine physikalischen Grenzen verschieben. Daher unser Ratschlag: Bei Blitzeis sollte man auf eine Teilnahme am Straßenverkehr idealerweise komplett verzichten. Wer „spürt“, dass das Fahrzeug nicht vorankommt, sollte immer besser den Räumdienst bzw. einen Streuwagen abwarten. Aus dem Grund empfehlen wir auch im Winter stets eine Decke, etwas zum Essen und vor allem Getränke im Fahrzeug zu haben.

Was ist ein Wulst?

Der Wulst ist ein Bauteil des Reifens. Er sorgt dafür, dass der Reifen sicher und stabil auf der Felge hält. Der Wulst funktioniert ähnlich wie ein Ring und enthält einen oder aber auch mehrere Drahtkerne mit den darumgelegten Enden der Karkassenfäden.

Was versteht man unter Walkarbeit?

Der Reifen wird durch das Einfedern aufgrund des Abrollvorgangs verformt. Die Gewebelagen des Reifenunterbaus reiben dabei aneinander, dadurch wird Rollwiderstand erzeugt und Wärme freigesetzt. Das Aneinanderreiben der Gewebelage des Unterbaus nennt man walken.

Warum ist die Wasserverdrängung bei Reifen so wichtig?

Bei nasser Straßenoberfläche wird das Wasser durch die Drainagerillen des Reifenprofils abgeleitet. Kann das Wasser nicht abgeleitet werden, weil z. B. das Reifenprofil abgefahren ist, dann besteht die Gefahr des Aquaplanings. Das Fahrzeug wird aufschwimmen, die Haftung geht verloren und das Fahrzeug lässt sich weder lenken noch zielgerecht verzögern. Aus dem Grund ist es stets wichtig, auf eine ausreichende Profiltiefe sowie den korrekten Luftdruck zu achten.

Unfall ohne Winterreifen! Was zahlt die Versicherung?

Wer an fremden Gegenständen einen Schaden verursacht hat, muss sich zunächst keine Sorgen machen. Die Kfz-Haftpflichtversicherung greift in der Regel auch in den Fällen, in denen der Verkehrsteilnehmer trotz winterlicher Wetterverhältnisse kein Winterreifen benutzt hat. Der Fremdschaden wird also bezahlt, allerdings kann es aufgrund der erhöhten Betriebsgefahr des Fahrzeugs zu höheren Haftungsanteilen kommen.


Doch wie sieht es mit dem eigenen Schaden aus? In der Kfz-Kaskoversicherung könnte in Einzelfällen die sogenannte grobe Fahrlässigkeit vorliegen. Wer mit Sommerreifen im Winter nach Österreich fährt, dürfte stets grob fahrlässig handeln und seinen Versicherungsschutz riskieren.

Schon gewusst? Verantwortlich sind grundsätzlich Fahrer und Halter des Fahrzeugs.